Stgw90: Grünig & Elmiger Farbilfter 12 Farben
Eckdaten
Bezeichnung | G+E Filterkassetten-Träger komplett, mit 12 Farbfiltern und Kassette (mit/ohne Irisblende) |
Hersteller | Grünig & Elmiger AG |
Waffe | Sturmgewehr 90 |
SSV zugelassen | Ja, per 01.01.2008 |
Vorwort
Wer schonmal eine Sonnenbrille vor den Augen hatte, weiss um die Vorteile einer farblich angepassten Sicht auf die Welt. Blendet die Sonne? Dunkle Brille auf. Nebel auf der Piste? Gelbe Brille aufgeschnallt. Kein Wunder also hielten Farbfilter irgendwann auch in den Schiesssport Einzug. Denn, seien wir ehrlich, gerade jetzt im Sommer blenden die weissen Zielscheiben teilweise schon sehr. Manch einer (ich) behilft sich mit einer Sonnenbrille (der Farbfilter hier ist auf das 90er meiner Verlobten gepappt), aber ideal ist das nicht.
Ich habe mir deshalb das besagte Gewehr der besagten Verlobten ausgeliehen und heute, einem mehr oder minder sonnigen Tag im Schaffhauser Klettgau, mit auf den Stand genommen. Dies in der Absicht, das Zielbild möglichst authentisch einfangen zu können. Denn die Werbebildchen der Farben sehen schon toll aus, aber geben halt nicht das tatsächliche Zielbild wieder. Dabei sei angemerkt, dass meine Bilder das wohl auch nicht tun. Ich habe zwar von meinem Galaxy S5 als Kamera abgesehen und zu meiner Canon Powershot SX260 HS gegriffen, wenigstens einer richtigen Kamera. Aber auch nur im Budgetbereich, und den Fokus aufs Korn zu bringen durchs Diopter war auch teilweise frustrierend. Daher sind auch diese Bilder mit Vorsicht zu geniessen. Geschossen wurde mit folgenden Einstellungen:
Modus
Programm
ISO
Auto
Blitz
–
Modus
Programm
Bildgrösse
4000x2248px (9MP)
Kompression
Superfein
Helligkeitsbereich
Zentrum Durchschnitt
Farbfilter (haha)
aus
Weissmodus
Bewölkt
Modus
Programm
Zoom wurde wenn nur optisch genutzt. Bei den Aufnahmen durchs Diopter aufs Korn wurde im Makro-Modus geknipst.
Die Bilder wurden nicht nachbearbeitet, weder in Farbe, Grösse oder Kompression, um keine Veränderung aufgrund Manipulation zu riskieren.
Ebenfalls ist zu sagen, dass ich die Montage nicht extra beschreibe. Farbfilter aufs Diopter stülpen und zwei Madenschrauben anziehen dürfte noch jedem gelingen. Auf die Irisblende, welche im Set mit dem Farbfilter erworben werden kann und auf dem Gewehr ebenfalls montiert ist, gehe ich auch nicht näher ein. Das wird in absehbarer Zeit ein eigener Artikel.
Der Farbfilter
In einer handlichen Plastikröhre kommt der Farbfilter samt Zubehör beim Endverbraucher an. Dies ist äusserst praktisch, hat man doch so stehts alles beisammen und dank dickem Plastik auch gut behütet. Besonders wichtig, weil das Filtersystem mit zwei Filterrädern ausgestattet ist, sechs Farben pro Rad. Jedes Rad hat auch eine Nullstellung bei der kein Filterglas eingesetzt ist. Man kann also auch «en natur» schiessen, so man denn wollte. Selbstverständlich auch ohne Irisblende. Aber wer macht das schon.
Die Anleitung indes ist sehr genau gehalten, gut bebildert und nicht müde, immer wieder mahnend zu erwähnen, dass man den Farbfilter in die Tonne treten kann, wenn man falsch daran herumhantiert. In der Tat mutet der Aufbau filigran an, und man ist zuweilen etwas zurückhaltend und übervorsichtig, vor Allem was das Einsetzten der Filterkassetten angeht. Diese leisten nämlich gerade genug Widerstand, dass man meint, alles habe sich verklemmt. Mehr dazu unter Bedienung, aber der Filter verträgt leicht energischen Druck ganz gut.
Der Filter selbst ist eher wuchtig und man tut gut daran, sich einen Diopterschutzdeckel (praktischerweise bietet G+E einen an) anzuschaffen.
Die Farben
Rad 1 hat die Farben: Hellblau, dunkelblau, hellgrau, dunkelgrau, hellgelb, hellorange
Rad 2 hat die Farben: Hellgrün, dunkelgrün, rosa, dunkelgelb, dunkelorange, rot
Wobei man sich da streiten kann. Das Hellorange von Rad 1 sieht auf Pressebildern aus wie Braun, das Dunkelblau wie Violett. Schlussendlich spielt das nicht mal eine grosse Rolle, wie welche Farbe jetzt heisst, da es eh auf Umwelt und Schütze ankommt. Manchmal hört man erfahrene Schützen erzählen, dass beim Schiessen gerade eben trotz blendendem Schnee der Gelbfilter mehr gebracht hat, als die theoretisch «besseren» Farben. Hier der klägliche Versuch, den Schützenblick durchs Diopter fotografisch festzuhalten.
Rad 1
Rad 2
Bedienung
Die Bedienung während dem Schiessen ist denkbar einfach. Die gewünschte Farbe wird mittels drehen am Filterrad hervorgeholt. Interessanter wirds, wenn sich die gewünschte Farbe auf dem anderen Filterrad befindet. Dann muss das Rad getauscht werden, indem die Kassette entfernt wird.
Dies zu bewerkstelligen mutet beinahe archaisch an, in Anbetracht der eigentlich filigranen Mechanik des Filters. Benötigt wird zum Entnehmen der Kassette nämlich der Schraubenziehers eines handelsüblichen Schweizer Sackmessers. Dieser wird in eine Kerbe an der Kassette eingesetzt und mit überraschend viel Gegendruck kommt diese frei. Mittels zwei Fingern wird sie ganz heraus genommen, Acht geben muss man, dass das Filterrad nicht sofort herausfällt. Jetzt entfernt man das Filterrad und setzt das andere ein, wichtig, und ich meine wichtig ist, dass die Markierbohrungen sichtbar sind und die Auskerbung unten ist und mit dem Loch der Kassette flutet. Dies ist insofern wichtig als G+E explizit erwähnen, dass ein Einsetzten unter Missachtung dieser Anleitung den Filter unbrauchbar macht. Heisst, er wird sehr sehr beschädigt.
Eine weitere Überprüfung des korrekten Einsetztens sind die Roten Punkte auf dem Rad und der Kassette. Der Punkt des Rades muss mit dem roten Strich auf dem Filteraufsatz fluten, der rote Punkt der Kassette muss sich aus Sicht nach vorne rechts befinden. Ist das alles so, dann kann das Ensemble vorsichtig beherzt nach unten gedrückt werden. Hier kommt eben der bereits angesprochene Widerstand zum Zuge.
Preis und Verfügbarkeit
Der Filter ist bislang das einzige (noch) angebotene Farbfiltersystem von Grünig & Elmiger. Dementsprechend leicht ist es auch zu finden. G+E selbst bieten es im Shop an, wahlweise mit oder ohne passende Irisblende. Der Filter alleine kostet hierbei runde 249 CHF, mit Irisblende sind es 379 CHF. Und viele Händler wie NaturAktiv (von wo wir es bezogen haben), Indoor Swiss, Gunfactory und so weiter bieten das System an. Hat es ein Büchser mal nicht auf Lager, so kann er es sicherlich auch bestellen. Preislich schenken sich die verschiedenen Händler praktisch nichts, es ist also reine persönliche Vorliebe oder der Lagerbestand, der die Wahl des Verkäufers beeinflussen wird.
Persönliches Fazit
Ich selbst schiesse ja nicht mit Farbfiltern, kann aber den Sinn dahinter sehr gut nachvollziehen. Ich konnte mich bis jetzt nur nicht entscheiden, welches System.
Der G+E Filter ist wertig verarbeitet, die Bedienung einfach, die Farben viele (zwölf), die Zubehörbox ist durchdacht. Die Möglichkeit, die Filterräder austauschen zu können ist auf der einen Seite gut, auf der anderen Seite ist der Ablauf anfällig für Fehler und Murphys Gesetz. Wenn man sich aber etwas Zeit nimmt und nicht grad Grobmotoriker der Sorte erboster Bruce Banner ist, sollte da nichts passieren.
Der Filter steht in direkter Konkurrenz zum System von Wyss. Bei jenem sind beide Filterräder des Zwölffarbensystems hintereinander fix eingesetzt. Dies bedeutet, man muss die Räder nicht wechseln und man kann Farben übereinander legen. Dies kann von Vorteil sein, ist aber bei 49 Kombinationen auch eine potentielle Fehlerquelle. Man muss da selbst wissen, mit was man glücklich wird. Den Filter von G+E kann man indes, auch ohne anzumerken, dass der Filter 9 CHF günstiger ist als der von Wyss, guten Gewissens empfehlen.